Symposium PHYSIS

 

PHYSIS 

Deutsch – Italienisches Symposium

kuratiert von Amelie Conrad

 

Ankündigung

Foto: Gunnar Conrad/ Installation: Mark Tomka, Euthymia 2013 Veria (Griechenland)

Aristoteles forderte Baumeister und Architekten auf, Häuser so zu bauen, wie es die Natur (physis, φύσις) tun würde, wenn sie es könnte. Dieses Prinzip wirft grundlegende Fragen darüber auf, wie die Menschheit sich entscheidet, ihr Zuhause nachhaltig zu bewohnen.

Inspiriert von Olivier Messiaens Saint François d’Assise, einem monumentalen Werk, das die Wurzeln menschlicher Existenz berührt und Fragen über Menschlichkeit und das Recht auf Leben stellt, wurde PHYSIS 2012 als Pilotprojekt der Initiative Internationale Jugend- und Herbstakademie in Assisi ins Leben gerufen. Das Projekt stellt die Fragen von François d’Assise an die Welt des 21. Jahrhunderts: Wie können wir verantwortungsvoll der Natur und der Schöpfung gerecht werden? Durch die Erforschung von Geschichte, Philosophie, Wissenschaft und Kultur nutzt das Projekt interdisziplinäre und konzeptionelle Prozesse, um für einen modernen Urbanismus einzutreten, der sozialästhetische und ökologische Aspekte berücksichtigt.
Seit 2012 haben über 240 Künstler und Künstlerinnen aus 18 Ländern, darunter Japan, Uruguay, China, Afghanistan und Südkorea, an PHYSIS teilgenommen. Das Projekt findet jährlich an UNESCO-Weltkulturerbestätten in Europa statt.

Im Juni 2024 kehrt PHYSIS mit einem achttägigen deutsch-italienischem Symposium unter der Leitung von Amelie Conrad zurück, um durch bestehende und neue Kooperationen und Austausch zukünftige Projektumsetzungen zu initiieren.

 

VgK e.V.
Foto: Andrea Conrad /  Ausschnitt aus der Installation und Performance LICHT, Assisi 2012 (Italien) von Andrea Conrad am Hang des Monte Subasio, MINIGALLERY Assisi

 

Gezeigt werden ausgewählte Werke aus den PHYSIS – Editionen der Jahre 2012 – 2019

 

Panel@3x

Präsentation und Paneldiskussion

mit
Fondazione Orestiadi
Museo Internazionale Delle Marionette Antonio Pasqualino
Sumac Space
In Ruins – Contemporary Art And Archaeology
Periferica
Young Arts Diversity
Vereinigung für genreverbindende Kunstprojekte e.V.
moderiert von Amelie Conrad

 

Teilnehmende Institutionen und Organisationen

Museo Pasquaino Palermo

Bild: Museo Internazionale delle Marionette Antonio Pasqualino, Wintergarten, Palermo

MUSEO INTERNAZIONALE DELLE MARIONETTE ANTONIO PASQUALINO, Palermo (Italien)

Das 1975 gegründete Museum wurde von der Vereinigung zur Bewahrung der Volkstraditionen ins Leben gerufen. Diese gemeinnützige Organisation widmet sich der Bewahrung sizilianischer Volkstraditionen und des immateriellen Kulturerbes sowie der Förderung und Unterstützung von Studien zu diesen Themen. Die Vereinigung organisiert Ausstellungen, das jährliche Festival di Morgana, Publikationen, Aufführungen, Konferenzen und Bildungsprogramme in Zusammenarbeit mit lokalen, nationalen und internationalen Partnern.
Das Engagement des Museums für die Bewahrung und Förderung des immateriellen Kulturerbes, insbesondere des sizilianischen Puppenspiels (Opera dei pupi), zeigt sich in seiner Unterstützung des UNESCO-Antrags für das sizilianische traditionelle Puppentheater. 2001 erklärte die UNESCO die Opera dei pupi zu einem “Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit”. Die Vereinigung ist die Referenzorganisation des italienischen Kulturministeriums und vertritt das Opera dei pupi-Netzwerk. Zudem ist sie eine NGO, die für die Beratung des UNESCO-Zwischenstaatlichen Komitees für immaterielles Kulturerbe akkreditiert ist.

Das Museum beherbergt eine internationale Sammlung von etwa 5.000 Objekten, darunter die größte und vollständigste Sammlung von Puppen und Objekten aus verschiedenen Puppentraditionen, die auf den UNESCO-Listen des immateriellen Kulturerbes stehen. Es zeigt auch zeitgenössische Puppen, Bühnenbilder und Maschinen, die von Künstlern wie Tadeusz Kantor, Renato Guttuso, Italo Calvino, Roberto Andò und Enrico Baj für Shows der Vereinigung seit den 1980er Jahren geschaffen wurden. Zudem arbeitete das Museum mit Videokünstlern wie Kevin Atherton, Judith Cowan und Enzo Venezia zusammen.

 

Fondazione Orestiadi

Bild: La montagna di sale, Mimmo Paladino Foto: Luca Savettiere

FONDAZIONE ORESTIADI

Die Fondazione Orestiadi di Gibellina ist ein Raum für kreative Experimente in den zeitgenössischen Künsten und agiert in Sizilien, Italien und international. Sie veranstaltet kulturelle Events und organisiert Bildungs-, akademische und redaktionelle Aktivitäten in den Bereichen bildende Kunst, Theater und darstellende Künste, Musik und Poesie.
Das Museo delle Trame Mediterranee erforscht die Verbindungen zwischen den Kulturen rund um das Mittelmeer, indem es deren künstlerische Produktion hervorhebt. Es verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Keramiken, Schmuck und Textilien. Die Abteilung für zeitgenössische Kunst umfasst eine der renommiertesten Sammlungen in Italien, bestehend aus Kunstwerken, die der Stadt Gibellina von Künstlern aus aller Welt nach dem Erdbeben von 1968 gespendet wurden.
Unter den vielen ausgestellten Kunstwerken beherbergt das Museum bemerkenswerte Stücke wie die spektakulären Maschinen von Arnaldo Pomodoro, die der Künstler für das Orestiadi-Theaterfestival geschaffen hat, sowie Werke von Accardi, Consagra, Dorazio, Turcato, Beuys, Matta, Scialoja, Corpora, Isgrò, Schifano, Angeli, Boero, Longobardi, Vigo, Nunzio und Rotella.

 

 

In-Ruins

Bild: Deposta von Traslochi Emotivi_Sibari Archäologiepark_ In-ruins Residenz 2023_Foto: Akshay Mahajan

IN RUINS – ZEITGENÖSSISCHE KUNST UND ARCHÄOLOGIE

Seit 2018 von der Associazione Archeofuturo gefördert, ist In-ruins ein Residenzprojekt, das der Begegnung zwischen zeitgenössischer Kunst und Archäologie gewidmet ist. Es ermöglicht den vorübergehenden Aufenthalt von Künstlern und Künstlerinnen, Kuratoren und Kuratorinnen und Forschern und Forscherinnen in Städten in der Nähe monumentaler Stätten in Kalabrien. In-ruins überdenkt das Territorium durch seine Vergangenheit, verwandelt antike Funde in Begegnungsorte und teilt dringende globale Erzählungen in Randgebieten der zeitgenössischen Kunstproduktion und -rezeption. Durch die Verwurzelung seiner Aktivitäten in den meridionalen und mediterranen Horizonten zielt das Projekt darauf ab, sowohl das Kulturerbe als auch die Traditionen, Mythen und Geschichten der Gemeinschaften, die es bewahren, zu valorisieren.

 

 

Sumac Space

Ausschnitt einer Arbeit von Fatih Aydogdu, Berlin 2023 VgK e.V./ Sumac Space

Sumac Space wurde im Oktober 2020 als gemeinnützige Plattform gegründet, die sich auf zeitgenössische Kunst aus dem Nahen Osten konzentriert, sowohl durch Online- als auch durch Vor-Ort-Programme. Sie arbeitet mit Künstler*innen, Kurator*innen und Forschungseinrichtungen zusammen, die sich mit aktuellen Dringlichkeiten im Kontext der herausfordernden sozio-politischen Gegebenheiten der Region auseinandersetzen.

Sumac Space glaubt an die Fähigkeit der Kunst, unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft neu zu denken und zu gestalten, und betont, dass Kunstwerke einen öffentlichen Raum für ihre Forschung und vielfältigen Ausdrucksformen haben müssen. Während wir weiterhin eine Gemeinschaft von Künstlerinnen, Kurator*innen, Forscher*innen und Schriftsteller*innen rund um die Region aufbauen, lädt Sumac Space verschiedene Stimmen ein, aktiv an der Gestaltung teilzunehmen. Sumac schlägt Zusammenarbeit und die Förderung eines Gefühls von gemeinsamem Eigentum vor, nicht als bloße Themen oder theoretische Konzepte, sondern als bedingungslose Arbeitsweisen.

 

 

Periferica

Bild: Pereferica

Periferica ist ein Stadterneuerungsprojekt, das seit 2013 einen Prozess der Untersuchung, Gestaltung und partizipativen Bauweise in den Randgebieten von Mazara del Vallo initiiert hat. Es bringt Universitäten, Verbände und Unternehmen zusammen und befähigt die Bürger und Bürgerinnen, ihr eigenes Umfeld positiv zu beeinflussen.

Mit einem multidisziplinären und inklusiven Ansatz wollen wir neue Prozesse für die Gestaltung von Orten erproben und die Rolle von Architektur und Stadtplanung durch die Kraft der Zusammenarbeit neu definieren.

 

 

Dirversity

Bild: Noah Baiersdorf, im Rahmen eines Fotografie-Labors von Young Arts Diversity 2023

YOUNG ARTS DIVERSITY

Im Mittelpunkt der bezirksweiten Plattform Young Arts Diversity, an den vier Standorten von Young Arts Neukölln, steht die kontinuierliche Entwicklung und Umsetzung von Projekten mit Kindern und Jugendlichen an der Schnittstelle von Kunstpädagogik und Anti-Diskriminierung im weltoffenen Berlin.
Im Rahmen des Projekts finden praxisorientierte Schulungen für Pädagogen, Künstler und Künstlerinnen und Kunstvermittlern statt, um eine diversitätskritische, künstlerisch-pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu unterstützen.
Mit Schulen führen wir Projektwochen durch, die aus Lehrern und Lehrerinnen und Kunstvermittlern bestehen und verschiedene Themen behandeln, wie „Geschlecht, Gender?”, „Virtual Reality” und „Was kann Widerstand bewirken? – 1933–1945 und Widerstand heute”.
Begleitend dazu finden in zwei jährlichen Schulungen für Multiplikatoren kritische Sensibilisierung und kollegialer Austausch über die praktische Arbeit an der Schnittstelle von Anti-Diskriminierung und Kunstvermittlung statt. Wir betrachten die soziale und kulturelle Vielfalt der Menschen in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten aus der intersektionalen Perspektive mehrfacher Diskriminierung und individueller Erfahrung. Vielfältige soziale und kulturelle Erfahrungen und Perspektiven stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit; im Umgang mit Kindern und Jugendlichen zielen wir darauf ab, bestehende dominante Bezugssysteme gemeinsam zu hinterfragen und sie mit künstlerischen Mitteln zu erkunden und zu gestalten.

 

Mind or Mend the Gap_IG

Mind or Mend the Gap

Gruppenausstellung und Live-Interventionen
mit Amanda Bobadilla, Bianca Lee, Emma Lang, Nischal Khadka, Xiao Zhang, xindi
Koordination: Dr. Marianna Liosi

 

Projektraum VgK
Donaustraße 84
12043 Berlin

 

In dieser durchlässigen Welt entstehen und lösen sich Lücken auf, wie Risse zwischen Klippen, Zwischenräume zwischen Wörtern oder Luftströme, die durch unser Leben weben und verborgene Möglichkeiten und Herausforderungen aufzeigen. “Mind the gap”, eine Warnung, erzeugt eine gewisse Ausrufung, “Mend the gap”, eine Sorge, näht gemeinsame oder individuelle Wunden.
In der Ausstellung “Mind or Mend the Gap” präsentieren Studenten und Studentinnen des M.A. Raumstrategien der Kunsthochschule Berlin Weißensee ihre Werke im Seminar Mobilizations (SuSe2024) unter der Leitung von Dr. Marianna Liosi. Im Rahmen dieses Projekts konzentrieren sie sich auf das transformative Potenzial von Affekt und Empathie als Werkzeuge für individuelle oder kollektive Mobilisierung online und offline.

Durch ihre Werke zielen die Künstler und Künstlerinnen darauf ab, auf diese potenziellen Leckstellen als Ausdrucksräume zu achten, sie zu füllen, zu perfektionieren, Neues zu schaffen – oder, falls nicht möglich, ihre unvermeidliche Existenz zu durchqueren. In der Ausstellung “Mind or Mend the Gap” hallen die Laute des Zögerns oder Schreis in der Lücke unserer Kehlen wider, Erinnerung und Verlangen verschlingen und schwanken, Tradition und Gegenwärtigkeit verschmelzen, und unendliche Karten und Dialoge erstrecken sich durch die Lücken. Das Verweben von Emotionen und der Glaube an die Kraft jedes kleinen Daseins entzünden ein Gefühl der Dringlichkeit in uns, denn Lücken existieren immer.

Diese künstlerischen und räumlichen Experimente werden sich mit dem Rundgang am 20. und 21. Juli an der Kunsthochschule Berlin Weißensee verbinden und integrieren.

 

Veranstaltungen

thumbnail_Maria Luigia Gioffrè@3x

Bild: Maria Luigia Gioffrè, Small Talk

“Small Talk” ist die erste Präsentation eines choreografischen Projekts, das sich auf die Dekonstruktion der mimischen Sprache in Gesprächen konzentriert. Durch die Untersuchung von Bewegungseinheiten in der non-verbalen Sprache entwickelt das Stück eine Choreografie von Handlungen, die im Akt des Werdens selbst manifestiert. Das Ergebnis ist ein Verlangen nach Kommunikation, eine semiotische Ausdrucksfähigkeit, die im Moment, in dem sie zu einer Bedeutung oder einem Symbol wird, sich auflöst und sich selbst aufhebt. Die Arbeit erforscht die Dekolonisierung der westlichen Kommunikation aus einer intimen Perspektive, in der Fragmente von Diskursen, Stimmen und Handlungen aus täglichen Gesprächen als potenzielle Elemente eines versunkenen, geisterhaften, liminalen, archäologischen Körperlanschaft gelesen werden.

Credits: Konzept, Regie und Performance von Maria Luigia Gioffrè, mit künstlerischer Beratung und Unterstützung von Giulia Currà, Giulia Fornasier, Andrea Giomi, Eleonora Pisati, Nicolò Pianalto und Maria Lisa.
Maria Luigia Gioffrè ist eine interdisziplinäre Künstlerin, die Theater, Performance, bildende Kunst, kuratorische Praktiken und poetisches Schreiben integriert. Ihre Arbeit wurde international in Festivals, Ausstellungen, Gesprächen, Preisen, Sammlungen und Publikationen gezeigt. Im Jahr 2023 war sie mit der Arbeit “After Party” als Finalistin unter 35 Jahren bei der Biennale di Venezia, Biennale Teatro. Sie ist Gründerin und Mitdirektorin des kuratorischen Projekts “In-ruins”, das der Erkundung der zeitgenössischen Kunst und der historisch-archäologischen Landschaft in den Gebieten historischen Interesses in Süditalien gewidmet ist.

 

 

thumbnail_Kechou@3x

Bild: Nunu Ngema

Musikdarbietung des deutsch-algerischen Soundkünstlers Kechou

Projektraum VgK – ART IN CONTEXT Donaustraße 84, 12043 Berlin

Kerim Melik Becker aka Kechou ist Multiinstrumentalist, Songwriter, Rapper, Produzent und Instrumentenbauer in Berlin. Er arbeitet mit Live-Loops und (Nord)afrikanischen Instrumenten, Genres und Klanglandschaften, die er mit elektronischen Elementen und Musikstilen wie House, Hip-Hop, Afrobeats und Kwaito mischt. Verschiedene selbst konzipierte und -gebaute Instrumente tragen zu seinem ganz eigenen Sound bei. Er spielt, singt und rappt auf Französisch, Englisch und Deutsch, wobei er hier und da Worte aus dem algerischen Dialekt Darija einfließen lässt. In seinen Liedern spricht er von Liebe, von Schmerz, von Herkunft, Migration, Zugehörigkeit und von der Trauer, der Verlorenheit und Einsamkeit des “modernen” Menschen.

 

Kuratorin Symposium PHYSIS

Amelie Conrad ist eine in Berlin geborene Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin, deren besonderes Interesse dem Aspekt der Interdisziplinarität in der Kunstproduktion und Kunstvermittlung gilt. Seit 2012 ist sie als Projektkoordinatorin an der Umsetzung verschiedener Kunst- und Kulturprojekte sowie europäischer Künstlerresidenzprogramme und Ausstellungen in Deutschland, Griechenland und Italien beteiligt. Sie ist seit 2012 Projektkoordinatorin und seit 2024 Kuratorin von PHYSIS – einem europäischen Projekt für interdisziplinäre Kunst, prozessorientiertes und konzeptionelles Arbeiten des Berliner Kunstvereins VgK cc-art-context.

Amelie Conrad war 2022 im Rahmen des Deutsch-Italienischen Übersetzerpreises für die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo tätig. Von 2022 bis 2023 leitete und kuratierte sie das Projekt ECHOS – eine Reihe von Begegnungen, Workshops und Exkursionen mit internationalen Künstlern*innen für Kinder und junge Erwachsene in Berlin.

 

 

 

 

Beitragsbild : Fotografie  copyright Andrea Conrad 2024